Die Stadt Luckenwalde steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen, so Bürgermeisterkandidat Gordon Roth. Die aktuelle Bilanz weist ein Defizit von rund 4,4 Millionen Euro auf, wodurch die Stadt gezwungen ist, auf ihre Liquiditätsreserven zurückzugreifen. „Setzt sich diese Haushaltsführung fort, werden die Reserven bis 2027 vollständig aufgebraucht sein – ein klares Anzeichen für eine drohende Insolvenz!“, erklärte Gordon Roth in seinem ersten Fazit.

Wir haben Herrn Roth, der über einen Hintergrund im Bankwesen verfügt und als Unternehmensberater bereits Sanierungsprojekte begleitet hat, ausführlich zu den Themen Haushalt und Sanierung befragt.
GfL: Herr Roth, Sie bezeichnen Luckenwalde als Sanierungsfall. Wie wollen Sie die Finanzen der Stadt stabilisieren?
Gordon Roth: Die Konsolidierung des Haushalts hat oberste Priorität! Wir müssen die Ausgaben dringend kontrollieren und gleichzeitig die Einnahmen stabilisieren. Die Stadt gibt zu viel Geld für nicht zwingend notwendige Projekte aus. Das Stadtbad ist ein Paradebeispiel dafür und am Ende des Tages reiner Luxus, den wir uns überhaupt nicht leisten können!
GfL: Sie sprechen das Stadtbad an. Viele Bürger freuen sich auf dieses Projekt. Warum sehen Sie es kritisch?
Gordon Roth: Ich bin mir nicht sicher, ob wirklich viele Bürger dieses Projekt befürworten. Ich glaube, die Bürger sind nicht umfassend informiert. Das Stadtbad ist ein freiwilliges Projekt, während wir in Luckenwalde viele Pflichtaufgaben haben, die Vorrang haben sollten. Straßen müssen repariert, Schulen modernisiert und die Kita-Kosten in den Griff bekommen werden. Das Stadtbad ist ein Luxus, den wir uns derzeit nicht leisten können. Selbst wenn Fördergelder bereitgestellt werden, muss die Stadt einen Eigenanteil von etwa einer Million Euro leisten. Woher soll dieses Geld kommen? Ich sehe keine Lösung. Zudem scheint es, als könnten wir uns aus diesem Engagement nicht mehr zurückziehen, da bereits Gelder geflossen sind und Beschlüsse vorliegen. Ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept wurde kostenpflichtig an Dritte vergeben. Im Zweifel behalten wir uns rechtliche Schritte vor, um die Bürger von Luckenwalde vor dieser Belastung zu schützen.
GfL: Die Kita-Zuschüsse steigen stetig. Sie möchten die Trägerschaften übernehmen, um langfristig Kosten zu sparen. Wie sehen Sie das?
Gordon Roth: Die Stadt trägt erhebliche Kosten für die Kitas – etwa 3,019 Millionen Euro an die Träger und zusätzlich 1,246 Millionen Euro als Betriebskostenzuschuss. Diese Ausgaben sind enorm und für unsere Stadt nicht tragbar. Durch eine eigene Trägerschaft könnten wir diese Kosten langfristig um etwa 20 % senken. Das ist ein entscheidender Schritt zur Stabilisierung der Finanzen. Die Stadt Jüterbog hat Ihre Kitas in eigener Trägerschaft.

GfL: Die Personalaufwendungen steigen um 1,5 Millionen Euro. Wie erklären Sie diese Erhöhung?
Gordon Roth: Diese Erhöhung ist nicht transparent. Es ist unklar, woher diese zusätzlichen Ausgaben stammen. Wir müssen die Verwaltungsprozesse genau analysieren und effizienter gestalten. Das ist möglich, wenn wir Amtsbereiche zusammenlegen, die Digitalisierung vorantreiben und uns auf notwendige Investitionen konzentrieren, statt auf egoistische Befindlichkeiten.
GfL: Was bedeutet das für die Bürger von Luckenwalde?
Gordon Roth: Es bedeutet, dass wir die Steuern nicht weiter erhöhen können. Stattdessen müssen wir die Ausgaben senken und die Stadt effizienter gestalten. Nur so können wir die finanzielle Sicherheit Luckenwaldes gewährleisten und die Zukunft der Stadt sichern. Die Fehler der Vergangenheit dürfen nicht auf den Schultern der Bürger ausgetragen werden. Wir müssen die Ursachen der Probleme angehen.
GfL: Sie erwähnen egoistische Befindlichkeiten. Was meinen Sie damit?
Gordon Roth: Beispiele dafür sind Projekte wie die Feuerwehr, der Whirlpool in der Flämingtherme oder der Hortneubau an der Ludwig-Jahn-Schule. Diese Projekte wurden nicht zweckmäßig umgesetzt. Ich bin offen für einen sachlichen Austausch zu diesem Thema.
GfL: Haben Sie das Gefühl, dass die Stadtpolitik die finanzielle Lage vollständig erfasst?
Gordon Roth: Es ist entscheidend, offen über die finanzielle Situation zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu finden. Doch wenn ich den Haushaltsentwurf und die Investitionsplanung betrachte, muss ich diese Frage mit einem klaren „Nein“ beantworten. Es fehlt an einem echten Sanierungswillen und an vollständiger Transparenz, wie etwa bei den Grundsteuern A und B. Hier gibt es mehr Fragen als Antworten. Wir stehen jedoch im Austausch mit der Kämmerin.
GfL: Wie wollen Sie die Bürger von Luckenwalde überzeugen, dass Ihre Pläne die richtigen sind?
Gordon Roth: Ich werde transparent und ehrlich sein. Die Bürger sollen verstehen, warum die Stadt in dieser Lage ist und welche Maßnahmen notwendig sind, um Luckenwalde wieder auf Kurs zu bringen. Ich versichere, dass ich im Falle meiner Wahl alles tun werde, um die finanzielle Sicherheit der Stadt zu gewährleisten. Einige Punkte hatte ich ja in diesem Interview bereits benannt.
GfL: Wie sehen Sie die Zukunft von Luckenwalde?
Gordon Roth: Ich bin optimistisch, dass Luckenwalde eine gute Zukunft hat. Wir müssen die richtigen Entscheidungen treffen und gemeinsam anpacken. Mit der Stadtverwaltung zusammen, bin ich mir sicher, dass wir das wuppen können und die Stadtverordneten, unabhängig von Fraktion oder Partei, müssen eingebunden und umfassend informiert werden.
GfL: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Roth.
Gordon Roth: Gerne.
